»GERTRUD KOLMAR · DER GROSSE ALK«
Die strengen Formen der Färöer-Inseln und ihre Farben am Ende des Winters bestimmen die Bilder dieses Buches, umgesetzt in Linolschnitte, die in ihrer flächigen und reduzierten Art die großen Linien dieser Insellandschaft im Nordatlantik aufnehmen. Die Farbigkeit des Buches nimmt das nördliche Lichts auf: bläuliche Grautöne zusammen mit dem changierenden Ocker der winterlichen Grasflächen, die große Teile der Inseln bedecken. Der rasante Wechsel der Beleuchtung unter den ständig vom Wind bewegten Wolkenschichten findet sich wieder in den transparenten Blättern, die den Text tragen und beim Lesen immer neue Grau-Weiß-Töne erzeugen.
Gertrud Kolmars Gedicht beschwört einen menschenleeren, kalten, von einzigartiger Schönheit und Klarheit geprägten Weltteil. In ihm lebt der große Alk, das »Tier vom Polarkreis«, das »groß und rein aus der Menschenlosigkeit« tritt. Der einsame Vogel ist ein grandioser Schwimmer. Weil er wie ein Speer durch das Wasser jagt, heißt er in den nördlichen Sprachen Speervogel, Gorfuglur auf färöisch – der »blitzende Speer« des Gedichts. Für ihn, den großartigen Schwimmer, der an Land völlig hilflos ist, kommt der Tod von Süden, aus der »wärmeren Erde«. 1850 ist der nördliche Pinguin, Pinguinus impennis, ausgerottet.
Ein skelettierter Alk steht im Frankfurter Senckenberg-Museum, und sein Anblick war eine der Anregungen für die Bildsprache dieses Buches: Die Landschaft der Färöer vereint sich mit dem Schädel, und auf den letzten Seiten des Buches erinnert er – umgedreht – an einen Wal.
mehrfarbige Linolschnitte, Handsatz, Buchdruck, Schmetterlingsbindung mit eingehefteten Lagen aus Transparentpapier, Einband mit Linolschnitt bedruckt, Buch in Kassette, 80 Seiten, 33 x 28 cm, 25 Exemplare, erscheint im Frühjahr 2024. Preis: 1.950 Euro